Standardisierung internationaler Zahlungsverkehr
Die Standardisierung der Formate im Zahlungsverkehr wird in einem weiteren Bereich vorangetrieben. Auch internationale Zahlungen sollen ab 2025 auf den neuen Standard ISO 20022 umgestellt werden.
Bei Internationalen Zahlungen sprechen wir zum Beispiel von Schweizer Franken–Zahlungen, die ins Ausland getätigt werden oder Fremdwährungszahlungen, die z.B. in Europa aber nicht in EUR ausgelöst werden. Die Finanzinstitute haben die entsprechenden Projekte in der Regel bereits gestartet.
Was ist davon zu erwarten und inwiefern sind die Bankkunden davon betroffen? Die letzten grossen Veränderungen sind bei allen Beteiligten noch sehr präsent. Die Einführung der QR-Rechnung, die neuen Erfassungsmasken in den E-Banking Applikationen oder die Formatänderungen in den file-basierten Schnittstellen zwischen Kunden und Banken, haben alle beschäftigt.
Der Zahlungsverkehr ist seit Jahren in einem stetigen Umbruch. Erträge aus der reinen Abwicklung von Zahlungsaufträgen generiert die Finanzbranche jedoch hauptsächlich aus den damit verbundenen Devisentransaktionen. Da stellt sich doch die Frage, warum die Branche so viele Ressourcen investiert in einen ertragsmässig problematischen Geschäftsbereich.
Es geht um die Automatisierung in den Abläufen, respektive in der Verarbeitung der Aufträge. Können für die Abwicklung keine kostendeckenden Preise erhoben werden, müssen manuelle Tätigkeiten in der Prozesskette eliminiert werden. Eine automatisierte Verarbeitung verlangt nach strukturierten Daten, um eindeutige Interpretationen vornehmen zu können. Und genau im Bereich der Daten-strukturierung sind die aktuellen Meldungstypen, welche SWIFT* für den international standardisierten Datentransfer anbietet, weniger gut als der neue XML-basierte ISO 20022 Standard.
Die Finanzindustrie hat mit dem ISO 2022 Standard gute Erfahrungen gemacht; zuerst in Europa im Umfeld der SEPA-Zahlungen, anschliessend auch in der Schweiz bei der Umstellung des schweizerischen Zahlungsverkehrs.
Für die Bankkunden sind die Erfahrungen mit den Standardisierungs-Bemühungen des Finanzplatzes eher zwiespältig. Dass die Kunden sich an Neuerungen gewöhnen müssen, ist wohl die geringste Auswirkung. Oftmals haben die Veränderungen bei KMUs handfeste IT-Projekte zur Folge, dies mit entsprechenden Kosten in Geld und Zeit.
Andererseits reduzieren sich nach Einführung einer Neuerung die Transaktions-preise für den Zahlungsverkehr für die Bankkunden in der Regel nicht – erwartungsgemäss auch nicht bei den Auslandzahlungen nach Einführung der Standardisierung. Es fehlen die gesetzlichen Grundlagen in der Schweiz, so dass Zahlungsverkehrs-Preise reguliert werden könnten.
Die Strukturierung der Daten im Zahlungsauftrag tangiert den Kunden in einem nicht unerheblichen Mass. Falls strukturierte Daten - insbesondere Adressdaten von Lieferanten und Partnern - überhaupt verfügbar sind, müssen diese Daten korrekt in die entsprechenden Felder eines Zahlungsauftrages erfasst werden. Mussfelder tragen dabei erheblich dazu bei, dass alle zwingenden Angaben angereichert werden. Somit sieht sich der Kunde in der Verantwortung, diejenigen Daten zu beschaffen, die sein Finanzinstitut für eine automatisierte Verarbeitung benötigt. Im Weiteren können die Banken auf strukturierten Datenfeldern viel einfacher gleich während der Auftragseinreichung Validierungen vornehmen und gegebenenfalls in Echtzeit – zum Beispiel im E-Banking oder spätestens beim Einlesen des Zahlungsfiles entsprechende Fehlermeldungen zurückgeben. Die Konsequenz ist, der abgewiesene Auftrag muss vom Kunden korrigiert und nochmals neu eingereicht werden.
Natürlich spielt das Volumen der internationalen Zahlungen im Gesamtkontext der Zahlungstransaktionen eine bescheidene Rolle. Somit werden die Auswirkungen der anstehenden Standardisierung wohl eher grosse Firmen mit internationalen Verbindungen treffen. Alle anderen Bankkunden können dieser Entwicklung daher gelassen(er) entgegenblicken.
Für sie dürfte die Lancierung der schweizerischen «Instant Payment» Verarbeitung interessanter sein. Innerhalb von wenigen Sekunden soll eine CHF-Zahlung nach Erteilung beim Empfänger landen. Darüber gibt es bald mehr in einem nächsten Bericht.
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*SWIFT = Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication